Kant über Gott & die Welt

 

 

"Die menschliche Vernunft hat das besondere Schicksal in einer Gattung ihrer Erkenntnisse,

da sie durch Fragen belästigt wird, die sie nicht abweisen kann, denn sie sind ihr durch die Natur der Vernunft selbst aufgegeben, sie aber auch nicht beantworten kann, denn sie übersteigen alles Vermögen der menschlichen Vernunft…“

 

 

Phainomena & Neumena



Wir haben jetzt das Land des reinen Verstandes nicht alleine durchreist & jeden Teil sorgfältig in Augenschein genommen, sondern es auch durchmessen.

 

Dieses Land ist jedoch eine Insel & durch die Natur selbst in unveränderliche Grenzen eingeschlossen.

Es ist das Land der Wahrheit, umgeben von einem weiten &

stürmischen Ozean, den eigentlichen Sitz des Scheins.

 

Wo manche Nebelbank & manches bald weg schmelzendes Eis neue Länder lügt & indem es, den auf Entdeckungen herum schwärmenden Seefahrer, unaufhörlich mit leeren Hoffnungen täuscht,

ihn in Abenteuer verflechtet, von denen er niemals ablassen &

sie doch niemals zu Ende bringen kann…“

 



            Phainomenom: „Das Land" ist unsere Welt der empirischen Dinge, der Erscheinungen, die mit den Sinnen erfasst werden können. Hier hat der Verstand seine Grenze erreicht, er muss in seine Schranken verwiesen werden. Er kann das Ding an sich nicht erkennen.

           

            Neuminom: Das Gedachte, das durch die Vernunft gedacht werden muss.

„.. der Ozean ist die Welt des `Dinges an sich´…“

 



Das `Ding an sich`

Wir können über die Gegenstände 'an sich' nichts Sicheres sagen,



denn sie gehören zu den 'Dingen an sich',

die dem Menschen niemals zur Verfügung stehen werden,

weil der Mensch sie weder mit seinen Sinnen

noch mit seiner Vernunft je voll begreifen kann.

Die Vernunft kann nur das an der Natur erkennen, was sie vorher in sie hineindenkt….“

 



Das `gedacht werden Müssende` = Die Idee (Platon)

  • Die Idee ist ein notwendiger Vernunft-Begriff,

für den kein übereinstimmender Gegenstand in den Sinnen gefunden werden kann.

  • Ideen sind transzendent, sie übersteigen die Grenzen aller Erfahrung.
  • Für Ideen kann es keine Anschauungen geben.

 

Ideen sind z.B.:      

Unsterblichkeit    

Gott                        

Freiheit: Die Einheit, der die Welt als Bedingung aller Erscheinungen unterworfen ist.

             (Z.B. Keine Raumzeit)

Wenn man auf Erfahrungen & Anschauungsbegriffe verzichtet, zahlt man einen hohen Preis.

Die Vernunft gerät ins Trudeln & verwickelt sich in Widersprüche, besonders wenn sie sich um

das Absolute/das Unbedingte kümmert.

 





Das Unbedingte

Der Mensch ist bestimmten Bedingungen unterworfen. Z.B. Gesundheit etc.

Darüber hinaus muss es etwas Unbedingtes geben,

  • etwas Absolutes         
  • etwas, das keinen Bedingungen unterworfen ist.
  • eine Einheit, unter der alle Bedingungen des Menschen stehen.

„ Zu den Bedingungen, denen alles Denken & Gedachte zugrunde liegt,

MUSS es eine Einheit für diese Bedingung geben.“

Der treffendste Name für diese Einheit ist GOTT

Das Absolute/Konstante nennt Kant Unsterblichkeit.

(Z.B. die Seele)

Im Gegensatz zu dem Verstand, der solche sinnlichen Anschauungen & Erfahrungen braucht, fehlen dem Unbedingten diese Bedingungen, sonst wäre es nicht unbedingt.

 



Kant:„ Der Verstand ist das zentrale Maß aller Erkenntnis. Um den drehen sich die erkannten Gegenstände- und zwar so, wie wir sie sehen & nicht wie sie auch immer in Wirklichkeit sein mögen.“

 

 

Erkenntnisse Apriori

- Von der Erfahrung & Wahrnehmung unabhängig

Sichere Merkmale derErkenntnis Apriori:

- Notwendigkeit & strenge Allgemeinheit

 

Raum & Zeit:

…Raum & Zeit ist eine allgemeine & notwendige Vorstellung.

Raum & Zeit ist eine Vorstellung a priori.

Den Ort einer Unterhaltung zum Beispiel muss man von der Erkenntnis abziehen, nicht jedoch die Tatsache, dass die Unterhaltung irgendwann stattgefunden hat.



Der Zeitpunkt ist egal, aber es kann keine Unterhaltung geben, die nicht irgendwann, irgendwo stattgefunden hat….“

…sonst hätte sie ja nicht stattgefunden…

 

Z.B.: Wo ist die Katze?

  • Die einzigen Angaben dazu, die allgemein & notwendig sind, ist die Aussage:

           Die Katze ist irgendwo im Raum. 

        ergo: Die Katze ist.                    

 

                 

2.b.4. Antinomien der Transzendentalen Dialektik

 

 

 

 



1. These:

"Die Welt hat einen Anfang in der Zeit."

  • In diesem Fall gibt es vor dem Anfang eine andere Zeit,

    in der die Welt nicht war. Eine leere Zeit, da es keine Anschauung

   gab.



Antithese:

"Die Welt hat keinen Anfang in der Zeit."

  • In diesem Fall wäre sie unendlich.

          Eine vergangene Zeitreihe kann nur endlich sein & niemals

          unendlich.



2.These:

"Die Welt hat einen Anfang im Raum."

  • Sie ist in Grenzen eingeschlossen.

            In diesem Fall befindet sie sich in einem leeren Raum.



Antithese:

"Die Welt hat keinen Anfang im Raum."

  • In diesem Fall ist sie unendlich.

            Das ist aber unmöglich, da dann diese Unendlichkeit auch

            zeitlich gewesen wäre.

 

3. These:

"Neben Kausalität in der Natur gibt es auch Freiheit.

Kausalität durch Freiheit."

  • Gäbe es keine Freiheit etwas neu anzufangen,

      müsste ein vorheriger Zustand vorausgesetzt werden.

            Da in der Natur nie etwas ohne Ursachen passiert, gäbe es somit 

            keinen ersten Anfang.



Antithese:

"Es gibt keine Freiheit & alles geschieht nach den Gesetzen der Natur."

  • Gäbe es Freiheit, würde Kausalität anfangen.

          Somit ginge nichts vorher bzw. es wird ein Zustand vorausgesetzt,

           der mit dem vorherigen Zustand in keinerlei Zusammenhang

           steht.

          Naturkausalität & Freiheit existieren als Gegensätze zusammen.

Z.B. Ich kann in der Welt nur Freiheit retten, wenn es in der Welt beides gibt, Freiheit & Naturkausaliät. Bei einer Handlung muss beides stattfinden können.